Unsere Geschichte
ACM - Lübeck
Erzählt von Michael Bethke, geschrieben von Ulrike Schönberg, frei nach den Schreiben, Schriftstücken und Protokollen von 1986 bis ca.1987
Gott ist nicht humorlos;
Er hat uns Freude geschenkt und wir sollen keine Kinder von Traurigkeit sein.
In den Achtzigern, Michael Bethke ist schon viele Jahre Pastor in unserer schönen Hansestadt Lübeck und noch viel länger Motorrad-Fahrer, hatte er die Idee, auch in Lübeck einen Gottesdienst mit und für Motorrad-Fahrer/- innen zu gestalten. Er unterhielt Kontakt zu Motorrad- Fahrer/-innen in Lübeck und besuchte sie in ihren Clubräumen.
Im Oktober 1983 wurde er Mitglied im Motorradclub - Lübeck e. V. (MCL) bei Hans- Joachim Ziele. Hier traf er auf Gleichgesinnte, die auch Interesse dran hatten, Menschen mit und ohne Motorrad, die mehr oder weniger eine Verbindung zu Kirche und dem christlichen Glauben hatten. Sie wollten eine „Gemeinde“ oder einen „Kreis“ schaffen, indem sich die Menschen und Motorradfahrer/-innen trafen, um miteinander zu diskutieren, zu beten, zu singen, miteinander zu feiern und auch gemeinsam aktiv zu sein.
Eine lockere Gemeinschaft sollte es werden mit unterschiedlichen Leuten, die gemeinsam nach christlichen Glauben und Gedanken leben und handeln. Es sollte ein freier Arbeitskreis werden, in dem freie Menschen und Mitglieder verschiedener Motorradclubs zusammen arbeiten.
Eine Arbeitsgemeinschaft könnte es werden, die bemüht ist, - bewußtseinsbildend für mehr Verantwortung im Straßenverkehr einzutreten; - das schlechte Bild der Motorradfahrer in der Öffentlichkeit zu korrigieren und zu verbessern; - durch Kontakte, Veranstaltungen, Freizeiten und Gottesdienste Möglichkeiten zur besseren Einübung im christlichen Glauben zu gewähren; - den christlichen Glauben an andere Motorradfahrer/-innen weiterzugeben.
1977 gab es einen so genannten „ Drive-In-Gottesdienst“ beim 17. Ev. Kirchentag in Berlin (Losung: Herr, ich will dich loben im frischen Fahrtwind), von und mit Bernd-Jürgen Hamann. (Anmerkung: Bernd-Jürgen Hamann war Jugendpfarrer in Berlin und ist Mitbegründer der ACM - Gruppen in Deutschland und hielt schon in den Siebzigern Open-Air-Gottesdienste; wir schreiben dies in Erinnerung an ihn, da er im Juni 2004 verstarb)
1983 fuhr Michael B. zum 20. Ev. Kirchentag (Losung: Ich fahre ins Leben) nach Hannover, wo er seinen ersten Gottesdienst für Motorradfahrer besuchte. Von dem Ablauf und der gelösten, freien Stimmung bei diesem Open-Air-Gottesdienst und unter den Besuchern war er sehr angetan.
Als Michael B. dann Mitte der Achtziger der Einladung zum Besuch des Open- Air-Gottesdienstes für Motorradfahrer von Reinhold Hintze, Pastor für die Polizei Hamburg, an die Elbe zum „Michel“ folgte, war es um ihn geschehen: „Einen Gottesdienst für und mit Motorradfahrern/-innen sollte es auch in Lübeck geben!“
Natürlich wurde die Sache nicht nur euphorisch angegangen, nein, er überlegte sich auch organisatorische Dinge wie z.B.: Die Clubs in Lübeck sollten mit eingebunden werden. Würden diese Interesse haben? Welcher Platz könnte es in Lübeck werden? Vorm Fernmeldeamt? Oder auf der Wiese vorm Herrenhaus, Krempelsdorfer Allee? Er knüpfte Verbindungen zu den entsprechenden Behörden und Ämtern. Sollte eine Band, wie er es in Hamburg beim „Michel“ sah, auch in Lübeck spielen?
Nach ersten Gesprächen im MCL fand er weitere Begeisterte, die diese Idee und Unternehmungen unterstützen wollten. Sie waren sich schnell sicher, dass sie einen Gottesdienst von Motorrad- Fahrern/-innen für Motorrad- Fahrer/-innen gestalten und feiern wollten. Die Mitwirkenden sollten Verantwortung für die Gestaltung des Gottesdienstes übernehmen. Und dann war es soweit!
Am Freitag, den 30.05.1986 um 19.00 Uhr fand der erste Motorrad-Fahrer- Gottesdienst als „Drive - In- Gottesdienst“ auf der Wiese vorm Herrenhaus, Krempelsdorfer Allee, Lübeck, als Co-Operation zwischen Michael Bethke, Hans-Dieter Krüger und dem MCL, Hans-Joachim Ziele, statt.
Michael B. hatte den Kirchenkreis und den Kirchenvorstand angeschrieben und fragte an, wegen Bewilligung von finanziellen Mitteln. Diese sollten für Werbung, für den Getränkeeinkauf und als Kostenbeitrag für die Band „ Silent Touch“ verwendet werden.
Der Gottesdienst stand unter dem Thema „ Alle Wege sind des Herrn“. Nächstenliebe und Rücksichtnahme gehören wesentlich zum sinnvollen Motorradfahren dazu. Die Nächstenliebe ist nicht nur den anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber wichtig, sondern auch den anderen Lebewesen in der Natur, deren Existenz und Leben das Motorradfahren erst zu einem Erlebnis werden lassen.
Sabine Sporns und Hans-Joachim Ziele führen den ersten Sketch für Lübeck über Fred und Pauli und ihre Schutzengel „Engfred“ und „Engpaul“ auf.
Michael B. hielt die erste Predigt für Motorradfahrer „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, spricht Christus“.
Hans-Dieter Krüger sprach die Begrüßung und machte mit Michael B. zusammen die Liturgie und die Band „Silent Touch“ sorgte auf dem damals von Mierra geliehenen LKW für das musikalische Rahmenprogramm. Michael B. und Hans-Dieter K. spielten zusammen Gitarre und alle sangen Songs wie z. B. „Oh When the Saints go drivin´ on“ und Autobahn „Immer schon wollt´ ich ´nen heißen Ofen haben“ – Stefan Reger, 1985.
Dieser LKW diente den Mitwirkenden als Podium für den Open-Air- Gottesdienst und als Aufstellplatz für die Band und ihre Instrumente.
Die Wiese vorm Herrenhaus war vom Garten- und Friedhofamt der Hansestadt Lübeck freigegeben worden, unter der Voraussetzung, dass alle mit dem Grün verantwortlich umgehen sollten. Zur Schonung des Rasens stiftete die Fa. Schönfelder, Dachdecker, damals einen Pritschenwagen voll mit Dachziegelschrott. Dieser Schrott diente als Unterlage für die Seitenständer und musste später in mühevoller Kleinarbeit wieder aufgesammelt werden.
Trotz aller genauer Planung kam es dennoch zu kleinen Pannen, die es zu meistern und erledigen galt. Man dachte halt leider nicht an alles. Dadurch, dass die Band für ihre Verstärker recht viel Strom benötigte, reichten die Sicherungen im Herrenhaus leider nicht aus und es kam schon beim Soundcheck wiederholt zu Stromausfällen. Die Mitwirkenden und die Teilnehmer (die auf der Wiese auf ihren Maschinen sitzend geduldig ausharrten) warteten länger als 1 Stunde auf den Beginn. Dennoch konnte der Gottesdienst fröhlich gefeiert werden nachdem im Herrenhaus Strom aus mehreren Steckdosen und unterschiedlichen Stromkreisen entnommen wurde.
Nach dem Gottesdienst wurde im Dunkeln gegrillt und die Band „Silent Touch“ spielte ihre Songs und andere.
In netten und ausgiebigen Gesprächen mit Umtrunk und Grillwurst wurden am Lagerfeuer Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen. Es wurde viel Positives zu diesem ersten Gottesdienst in Lübeck gesagt, besonderes das „Gloria der Auspuffrohre“ hatte es ihnen angetan. Es hätten wohl mehr Motorrad-Fahrer aus dem Umland sein können, wenn der Gottesdienst- Termin zu früherer Stunde oder am Samstagnachmittag stattgefunden hätte. Dann hätte sich der Gottesdienst vermutlich als Ziel für einen Tagesausflug angeboten, von dem auch alle wieder nach Hause fahren könnten.
Die vier des Teams konnten sich über etwa 100 Biker, die auf ca. 70 Maschinen gekommen waren, freuen und dass es ihnen trotzdem gelungen war, einen lebendigen Gottesdienst zu feiern. Sie waren überzeugt, dass die Gemeindemitglieder, die Bürger und die Motorradfahrer mehr Verständnis und Rücksichtnahme untereinander wachsen lassen würden.
Auch freute sich Michael B. ganz besonders über exklusiven Besuch aus Berlin. Bernd-Jürgen Hamann schickte eine Vertretung, quasi als moralische Unterstützung für diesen ersten Gottesdienst in Lübeck. Die positive Resonanz war von längerer Dauer: Mitte Juni 1986 hörte einer der Pastoren einen Teilnehmer bei einer Verabschiedung sagen: „Tschüß – fahr vorsichtig. – Denk an Engfred“. … … to be continued.